Tagebuch eines Golfers
Es ist Sonntag Morgen am 12 August. Die Sonne scheint. Die Uhr
zeigt 8:00 und das Thermometer 21 Grad. Das richtige Wetter für eine Runde
Golf. Auf dieses Wochenende habe ich mich schon seit drei Wochen gefreut.
In einem Prospekt habe ich einen herrlich gelegenen 18 Loch Platz entdeckt. Für
erfahrene Spieler, steht in der Bahnenbeschreibung, aber immerhin spiele ich
jetzt schon eine Saison und sehe der Herausforderung gelassen entgegen.
Mein Golfbag ist im Auto verstaut, das richtige Outfit angezogen und ich mache
mich in froher Erwartung auf den Weg zum ersten Abschlag.
So da wären wir. Das Greenfee ist bezahlt, der Ball aufgeteet und die Scorekarte bereit für ein Paar auf dem ersten Loch.
Loch 1:
So, mit dem Driver ordentlich ausholen und...
...rausholen, nämlich einen neuen Ball denn der erste ist gerade rechts in
einem Wasserhindernis verschwunden das sich malerisch in die Landschaft einfügt.
Na was solls, das war nur ein Übungsschlag der nicht zählt.
Ein neuer Ball und ja, in einem wunderschönen Bogen fliegt der Ball Richtung Grün.
Ein herrliches Gefühl.
Ich mache mich auf den Weg zu meinem Ball. Vielleicht hätte ich doch ein paar
Eisen zuhause lassen sollen das Bag ist ganz schön schwer. Aber ich bin ja noch
jung und gut durchtrainiert.
Meinen Ball finde ich sofort, denn mein gelber Spielball zeichnet sich wunderbar
auf dem hellen Beige des Bunkersandes ab in dem er gelandet ist.
Ha, alles kein Problem ein 20m Chip aufs Grün und dann wird eingelocht. Ich
zieht meinen Pullover aus, es muss jetzt schon 25 Grad haben.
So den Ball Ansprechen, Schwung und ... verflixter Sand. Der Ball hat sich 20 cm
bewegt, der Sand wesentlich weiter. Ein neuer Versuch und wirklich der Ball
rollt Richtung Grün ....und darüber hinweg in den nächsten Bunker. Verflucht!
Hab ich schon erwähnt das ich Sand hasse.
Das Bag drückt auch ordentlich auf die Schulter.
Beim dritten Versuch befördere ich den Ball aufs Grün. So das haben wir
geschafft. Jetzt raus mit dem Putter. Ungefähr 5 Meter mit leichtem Gefälle
nach Links und leicht bergab. Jetzt heißt es das Tempo gut dosieren und... der
Ball rollt natürlich am Loch vorbei und denkt nicht daran langsamer zu werden.
Ob der Ball wohl einen eigenen Willen hat? Nein das ist Schwachsinn. Der zweite
Put hat die gleiche Länge wie der erste, jedoch jetzt natürlich leicht
bergauf. Nach zwei weiteren Versuchen habe ich das erste Loch bezwungen.
War doch nicht so schwer. Ich notiere eine 9 auf meiner Scorekarte und begebe
mich zum 2. Abschlag.
Loch 2:
Es ist jetzt bereits 11:00 und die Sonne brennt bereits unerträglich auf mein
Haupt. Mein Rücken schmerzt vom Bag. So jetzt heißt es die Fehler vom ersten
Loch nicht zu wiederholen.
Ein neues Tee und aufgehts.
Als Golfer weiß man wenn man einen perfekten Schwung macht. Mein Schwung beim
2. Abschlag ist perfekt. Der Ball ist davon allerdings wenig beeindruckt und
grinst mich vom Tee aus an. Ich habe ihn verfehlt. Ob er vielleicht ausgewichen
ist? Er grinst mich schadenfroh an.
Ich treibe ihm sein freches Grinsen aus und schicke ihn auf eine 250 Meter lange
Reise über das Fairway.
Leider ist das 2. Loch ein 150 Meter langes Paar 3 und der Ball verschwindet
weit hinter dem Grün tief im Wald. Suche zwecklos. Vielleicht hätte ich mehr Bälle
mitnehmen sollen.
Ich wische mir den Schweiß aus dem Gesicht und schaffe es schließlich mit 6
Schlägen und unter schweren Verlusten (2 weitere Bälle) auf Grün. Der Ball
weigert sich beharrlich ins Loch zu fallen. Ich glaube der Ball hasst mich.
Jetzt ist er endlich drin.
Zu meiner 9 auf der Scorekarte gesellt sich eine 12.
Memo an mich selbst: Sicherstellen das keiner meiner Freunde die Scorekarte zu Gesicht bekommt.
Loch 3:
Das Loch der Profis. Das Grün liegt auf einer kleinen Insel in einem See. Das
wird schwer! Meine Schulter brennt wie Feuer und mein Rücken schmerzt. Die Uhr
zeigt 12:00 und die Sonne steht in ihrem Zenit. 35 Grad hat es jetzt schon
sicher und der Schweiß rinnt mir in Strömen am Körper hinunter.
Was ist das nur für ein beschissener Sport. Nachdem ich die ersten 2 Bälle im
Wald vergeblich gesucht habe, verschwinden die folgenden 2 im Wasser. Die Bälle
haben sich gegen mich verbündet. Und die Löcher wechseln im Minutentakt ihre
Position. Außerdem habe ich gehört wie sich meine Schläger etwas zugeflüstert
haben.
Ich nehme meinen vorletzten Ball aus dem Bag, das jetzt ein wenig leichter ist
da ich 3 Eisen im Wald vergraben habe, die einen heimtückischen Anschlag auf
mich vorhatten, und werfe Ihn aufs Grün. Mit dem Fuß befördere ich ihn ins
Loch. Jetzt noch ein großer Stein oben drauf. Da kommt er nicht mehr heraus.
Auf meine Scorekarte schreibe ich eine 15.
Loch 4:
Ich habe mein Bag zurückgelassen und ziehe nur mit dem Putter bewaffnet weiter.
Den Ball zu schlagen bereitet mir Freude. Je öfter desto besser. Mein Leibchen
und meine Hose habe ich ausgezogen um meinen Ball aus einem Teich zu bergen. Ich
hab sie nicht mehr angezogen da es sowieso sauheiß ist. Mit dem 36 Schlag
erreiche ich das Grün. Ich höre Stimmen aus den Bunkern. Sicher haben sich
dort die Bälle verschanzt und warten auf ihre Chance mich fertigzumachen. Aber
das Überraschungsmoment ist auf meiner Seite. Ich stürme auf sie zu und
schlage mit dem Putter auf sieh ein. Tööööten Töööööten Töööööööööööööten!!!
Alls ich wieder erwache habe ich schreckliche Kopfschmerzen. Ich kann mich nicht bewegen. Ich rolle mich zur Seite und der Boden ist angenehm weich, selbst die Wände sind weich und alles was ich sehe ist weiß. Ich genieße das Gefühl der Zwangsjacke. Mit gebundenen Händen kann man keine Schläger halten und weit und breit gibt es keine Bälle, Löcher oder Bunker Ich fühle mich sicher, glücklich und geborgen. Es ist ein wundervoller Tag.